Cage Walk ?

Dies ist die Dokumentationsseite des Cage Walk einer ART-Pilgerreise die im Sommer 2012 (leider nur virtuell) stattfand.

Mehr Informationen unter Cage Walk ?            Information in english

Jean Paul, John Cage und Richard Wagner

Das Jahr 2013 ist für den Cage-Walk ein Jahr der Sammlung und Ruhe.

Aber es gibt viel zu feiern z.B.  Jean Paul mit dem Bayreuth für meinen Geschmack zu wenig und einen Komponisten namens Richard Wagner mit dem Bayreuth für meinem Geschmack zuviel in Verbindung gebracht wird. Der Dichter-Innen-Kreis (mit neuer Besetzung) wird am 09.03.2013 eine Lesung halten zum Thema „Luftschiffer und Luftschlösser“. Mehr dazu in der Risikoverlag-Wiki.

Ich werde auf dieser Seite versuchen die beiden mit John Cage in Verbindung zu bringen (und auch mit dem anderen „Großkomponisten“ dieses Jahres Verdi)

Anscheinend hat Schönberg von Wagner nicht viel gehalten, da die Kritik die Cage auf Beethoven projezierte doch in viel stärkerem Mass auf Wagner zu treffen würde.

Wenn ich mir einen Komponisten vorstelle auf den das „alle tanzen nach einer Pfeife“ am meisten zutrifft, dann stelle ich mir immer Wagner vor und nicht Beethoven.

Interessant wäre es auch herauszufinden, wie sich das Theater durch Wagners Festspielhaus (Eröffnung 1876), über Spielorte wie das Manhattan Theater (Live Aufführung von Ben Hur 1899 – 1920, mit galopierenden Pferden …) hin zum Monumentalfilm, als dessen neuestes Erzeugnis nun wohl der 3D-HFR48-Film „Der Hobbit“ angesehen werden kann.

Die filmischen Experimente von Cage müssten hier in die Betrachtung mit einfließen.

 

Halberstadt und Cage – ein Widerspruch?

Über die Cage-Orgel-Stiftung erreichte mich folgende Stellungnahme der Familie Begemann zur Sendung DLF 22.12. „Atelier neuer Musik“ von Georg Beck (die ich selber nicht gehört habe), mein Kommentar folgt unten:

»22.12.2012 22:05 Uhr

Atelier neuer Musik

Forschungsplatz Orgelbank
Der Organist und Komponist Gerd Zacher
Von Georg Beck

Wer zur Avantgarde gehört(e), hat für ihn komponiert. Für Gerd Zacher (Jahrgang 1929) zu schreiben bedeutete und bedeutet, für einen wachen Geist zu schreiben. Für einen, der Engagement umfassend versteht. Sei es auf der Orgelbank, am Schreibtisch, in der Komponierstube. Als Komponist, Publizist, Organist ging und geht sein Blick stets ein wenig weiter.

Frescobaldi und Bach sind ebenso gegenwärtig für ihn wie Cage, Kagel, Ligeti, Schnebel und Juan Allende-Blin. Es ist die Neugier, die ihn umtreibt. Seien es neue Orgeltechniken, neue Formen kirchenmusikalischer Praxis oder, auch dies ist Gerd Zacher wichtig, die Fort- und Weiterbildung seiner Hörer.«

»Wir sind erfahrene Besucher von Orgelkonzerten (von Karl Richter bis Iveta Apkalna) und haben Gerd Zacher bereits in den 70er Jahren in St.Sebald/Nürnberg spielen und singen(!) hören.

Anlass unserer Hörerpost ist der unvermittelte und unerwartete Seitenhieb auf das Projekt Buchardi-Kirche Halberstadt, das wir von einem „Klangwechsel“ ebenfalls kennen.

Den in der Sendung behaupteten Widerspruch zu John Cage können wir nicht nachvollziehen, denn der hat mit seinem Stück 4’33“ das Konzertstück vom ausführenden Musiker und bereitgestellten Instrument abstrahiert und die Aufmerksamkeit völlig auf das gelenkt, was sich in den Köpfen der Zuhörer abspielt.

Beim Projekt in Halberstadt ist die Abstraktion mit anderen Mitteln wiederholt (es kommt nicht auf die Apparatur oder ihren Bediener an) und die „Aufführung“ wird lediglich um eine weitere Dimension, die der Zeit nach unserem Tod, erweitert.

Im Übrigen hat das Buchardi-Projekt keinesfalls nur eine musikalische Dimension: Für eine Stadt von außerordentlicher Kulturgeschichte (Baudenkmäler, Domschatz, Literaturarchiv), geschunden durch Kriegs- und Nachkriegszerstörung und bedrängt durch Deindustrialisierung, Metropol-Ferne, Arbeitslosigkeit und Rechtsradikalismus, ist die Belebung des Buchardi-Areals durch das John-Cage-Projekt eine anerkennswert mutige Wette auf die Zukunft.«

Mein Kommentar:

»Leider kenn ich die Sendung von Herrn Beck nicht, dennoch erscheint mir, dass die Antwort der Familie Begemann in einigen Punkten meinem Verständnis von John Cage zuwiderläuft.

Ich empfand 4’33“ weder als ausführender Musiker noch als Zuhörer als eine Abstraktion, auch kann ich den oft postulierten Unterschied dieses Stücks zu anderen Musikdarbietungen nicht erkennen, denn letztlich ist Musik immer das was sich im Kopf des Zuhörers abspielt. Cage ging es aber, im Gegensatz zu vielen anderen Komponisten (so war zumindest die Meinung von Cage und sein „Lieblingsfeind“ ist da ja Beethoven) darum, das seine Musik keine Absicht verfolgt, es sollten nicht 100 Mann nach seiner Pfeife (und der des Dirigenten) tanzen um in den Zuhörern ein bestimmtes Gefühl auszulösen. Er sagte mal „wenn ich ernstes schrieb haben die Leute gelacht, wenn ich lustiges schrieb waren sie traurig“ – in diesem Sinne ist das Experiment von Halberstadt also doch sehr cagemäßig. In einem anderen Sinne allerdings nicht! Denn Cage wollte von seiner Musik überrascht werden, dieser Punkt wird in Halberstadt (vordergründig) nicht bedient, man weiß wann Klangwechsel sind, man kann in der Partitur nachsehen und den Klang schon vorher anhören, vielleicht lassen sich sogar die spannenden Interferenzen vorherberechnen die beim Rundgang in der Kirche immer wieder für Überraschungen sorgen. In diesem Sinne ist das Cage-Orgelprojekt keine gute Interpretation von ASLSP, wie auch die Aufführung mit Christoph Bossert  eindrucksvoll bewiesen hat, das hat einen umgehauen. Das Cage-Orgelprojekt orgelt mehr so vor sich hin …

Auch der Verweis auf die Lager der Region (Zerstörung, Arbeitslosigkeit usw.) tut bei der Beurteilung nicht zur Sache, denn die sind ja im Anbetracht der Aufführungsdauer nur sehr temporäre Erscheinungen. Es geht bei der Beurteilung dessen was möglicherweise Cage zu der Aufführung gesagt hätte und ob die Aufführung selbst ein Werk von Künstlerischem Rang ist nicht um den Ort sondern um dass was der künstlerische Zweck dieser Aufführung ist (oder sein könnte). Es ist mir nicht bekannt ob Cage tatsächlich an einer Art Musealisierung seines Werkes interessiert war, er hat sich ja sehr widersprüchlich zu Platten- und anderen Aufnahmen geäußert. In Silence schlägt er vor einen Club zu gründen der Platten oder Tonbänder vernichtet, es kommt auf die live-Aufführung an, gleichzeitig veröffentlichte er selber Platten. Von einem Journalist auf den Widerspruch angesprochen sagte er nur: So ist das Leben, es ist voller Widersprüche, aber das macht mir nichts aus.

Vielleicht lässt sich da her die Frage danach, wie Cage das Orgelprojekt gefunden hätte deshalb auf diesen Widerspruch reduzieren: Ich bin gegen eine Organisation die dies ermöglicht, gegen ein Haus das mir geweiht ist, gegen Anbetende Verehrung und ein „eisernes Konzept“ das 600 Jahre überdauern soll, aber mir gefällt es das es klingt und brummt und pfeift, das sich Leute treffen und gemeinsam über Musik reden, aber viel wichtiger Musik machen und zuhören und lachen, ich liebe das Lebendige. Es ist weniger die mutige Wette darauf dass das alles 600 Jahre halten soll, die ihm gefallen hätte, sondern diese Lebendigkeit die man bei vielen Beteiligten spüren kann und die den Geist der 100 Jahr Feier ausgemacht hat. Ich kann nicht wirklich sagen, wie Cage das Projekt gefunden hätte, aber er hätte es wie wohl auch seine Erben (möglicherweise aus anderen Gründen) nicht verboten und wäre wohl zu dem ein oder andern Meisterkurs erschienen. Es wäre eine tolle Sache wenn die Aktionen der 100 Jahr Feier nicht ein einmaliges Ereignis bleiben würde, sondern wenn es regelmäßige (oder unregelmäßige, zufällig alle 1 – 5 Jahre oder so) Veranstaltungen dieser Art in Halberstadt geben würde.

Die Wette auf die Zukunft, bzw. das musikalische Apfelbäumchen sind aber, genauso wie die alt ehrwürdige geschundene Buchardi-Kirche, sehenswerte Erzeugnisse der menschlichen Kreativität. Es ist eine Zeitkapsel in der die Jahrhunderte sichtbar werden und in der man sich seiner eigenen Unwichtigkeit bewusst wird. Dies ist wie gesagt aber für die Beurteilung dessen was Cage darüber gesagt hätte völlig unwichtig. Aber genau genommen ist die Frage „was Cage dazu gesagt hätte“ genauso unwichtig, vielleicht ist es hier schon so wie bei vielen „Stiftern von Lehren“ unter den Nachfolgern entsteht ein Wettstreit darum wer wohl der legitime Nachfahre ist. Man sollte da von Musikjournalisten nicht allzu viel erwarten. Ich denke da immer an das Zitat von Brecht über die Kritiker …«

Risikoverlag

Ich habe ein neues Web-Projekt gestartet unter www.risikoverlag.de hier sollen alle meine Projekte zusammengefasst werden.

Momentan gibt es dort unter Anderem ein Inhaltsverzeichnis für wichtige Inhalte dieses Blog (da ich die Suchfunktion in Blogs sehr mäßig finde)

http://www.risikoverlag.de/wiki/Cage_Walk

Gibt es weniger als Nichts?

Diese Frage stellte mein lieber Freund Andreas, der eifrig meinen Blog liest und in ZEN-Dingen bewandert ist.

Ich weis nicht ob es darauf wirklich eine Antwort gibt, ich würde sie so versuchen:

Das NICHTS ist ein Konstrukt, das Entsteht wenn das KEIN verallgemeinert wird.

Unsre Symbol für KEIN ist die Null „0“ und üblicherweise muss dabei eine Größeneinheit mit gedacht werden.

0 Äpfel sind nicht das Selbe wie 0 Birnen

Zumindest im Reich der Matematik (oder ihrem Teilgebiet der Informatik)

Eine Schale sehe ich aber nicht an, was sie „nicht“ enthält, die Schale erweitert das KEIN und wir sagen sie enthält „Nichts“ wir haben das KEIN verallgemeinert. Aber dieses „Nichts“ ist eben nicht wirklich vollständig. Das die kleine Obstschale jemals Elephanten enthalten könnte (also ausgewachsene Rüsseltiere) ist z.B. unwahrscheinlicher als das sie Luftatome enthält, denn das tut sie bereits, wenn wir die Schale nicht im Vakuum stehen haben.

Das der Begriff Vakuum uns auch wieder Schwierigkeiten macht ist klar, ebenso die Frage, was heißt enthalten?
Wann ist etwas in der Schüssel und wann ist es draußen. Die Mathematik tut sich da leicht und wir verstehen nicht, das die Zahl 1 genauso „unnatürlich“ ist wie die Kreiszahl PI, denn sie verschleiert uns die Frage was genau ist 1. Was ist ein Mensch? Ist jemand der 100 kg wiegt „genauso Mensch“ wie der „Durchschnittsmann“ mit 75 kg auf den sich die Aufzugsfirmen bei ihren Angaben berufen, wenn sie Schreiben 6 Personen oder 450 kg. Wir haben uns daran gewöhnt die Größeneinheiten die hinter unseren Zahlen stehen zu ignorieren.

Kann es also weniger als „Nichts“ geben?

Weniger als KEIN ist kein Problem. „Hinter“ der Null kommen die Minuszahlen. Sie gewähren uns Kredit.
Für das NICHTS ist also das Symbol „0“ nicht ausreichend, es reicht höchstens für eine Verallgemeinerung des KEIN also das „Nichts“. Das Symbol für NICHTS ist in der Informatik das NULL also das „nicht definiert“. Allerdings ist hier bei immer noch möglich eine „Zwischendefinition“ des NULL zu machen isnull(NICHTS,KEIN), also das NICHTS durch ein KEIN zu ersetzen.

Es bleibt nun also die Frage ob das NICHTS wirklich mit dem NULL dargestellt ist oder ob das so definierte NICHTS nicht doch eher ein „Nichts“ ist, also unvollständig. (das NULL ist sowieso nur ein Kein! den es heißt: Kein Bit hinterlegt, der Computer erwartet ja keine Äpfel oder Birnen! SW 21.10.2105)

Erst dann kann entschieden werden, ob es weniger als NICHTS geben kann.

Ein literarische Annäherung an NICHTS (bzw. eben weniger als NICHTS) ist Michael Ende in die „Unendliche Geschichte“ gelungen, wenn er schreibt, das die Veränderungen, das Verschwinden ganzer Landschaften aus Phantasien, nicht einfach ein ersetzen oder überdecken ist. Die Stellen sind nicht einfach schwarz, sondern es ist so, als ob man blind würde.

Eine andere Idee ist in dem Gedanken versteckt: Wenn ich Nichts tue, vergeht die Zeit trotzdem. Erst wenn die Zeit nicht mehr vergeht, passiert wirklich NICHTS mehr. Da ich die Zeit nicht anhalten kann, kann ich auch nicht sagen, ob es NICHTS gibt und damit auch nicht, ob es weniger als NICHTS geben kann. (SW 21.10.2105)

Der Blinde Fleck

Er ist nicht einfach nur eine Stelle, die man durch Veränderung des Standpunktes auffüllen könnte (wie beim namensgebenden Blinden Fleck in unserem Auge) sondern die völlige Unfähigkeit zu begreifen was dort ist. Wie gesagt, diese Unfähigkeit kann als NICHTS oder als „weniger als NICHTS“ verstanden werden. Je nach dem ob ich NICHTS für eine definierbare Singularität halte (die ich durch Limesbetrachtungen definieren kann), den dann gäbe es weniger als NICHTS, oder ob ich erst diese Undefinierbarkeit als NICHTS bezeichnen würde, dann gibt es für uns aber keine Möglichkeit zu erfassen was dies NICHTS ist.

Wenn Cage von Stille spricht, meint er das KEIN von Geräusch, also das fehlen von Luftdruckschwankungen die wir mit dem Ohr wahrnehmen können.

Wenn Cage vom NICHTS spricht, meint er das definierbare NICHTS. Und selbst dieses existiert in einer wirklichen Welt (in der ich als Individuum Wirkung entfalten kann) nicht, denn was meine Sinne (auch im Sinne von Gestaltkonstruktion, vielleicht das was wir 6ten oder 7ten Sinn nennen) nicht erfassen können existiert in unserer Wirklichkeit nicht.

 

Mit der ZEIT nervt es

Zur ZEIT erhalte ich dauern ungefragt Mails von der ZEIT neuerdings mit einer Unfrage und dem Lockmittel Bücher aus dem HANSA Verlag bekommen zu können … nun ich mag DIE ZEIT nicht und auch der HANSA Verlag zählt nicht zu meinen Lieblingen (ich habe so den Eindruck das es denen mal gut täte einen Designer einzustellen).

Die Umfrage ist ziemlich dumm:

„Frage 1
Wie informieren Sie sich am häufigsten über aktuelle Bücher?
Buchhandel
Zeitungen und Zeitschriften
Fernsehen
Internet
Empfehlungen von Freunden “

Radio fehlt ganz (meine Hauptquelle) und Internet ist extrem oberflächlich. Es gibt Blogs und es gibt Amazon Rezensionen oder andere Rezensionen und es gibt Feuilletonmisten (oft Nistgermanen) die ihren meist unbrauchbaren Senf über alles kippen.

Bei Buchhandel wird nicht unterschieden ob es sich um am amerikanische Großkonzerne (Hatschndabbl) oder um Literaturhandlungen handelt. In Erstere gehe ich, wenn ich weis was ich „mal schnell brauche“ und keine Zeit habe in eine richtige Buchhandlung zu gehen, in Letztere wenn ich Empfehlungen brauche (ich gehöre nicht zu der Minderheit die sich im Laden beraten lässt und dann im Internet kauft, aber leider muss auch meine Literaturhandlung häufig für mich bestellen)

Bei der Kategorie Freunde ist nicht vorgesehen, dass zu diesen Freunden auch Leute gehören, die sich mit Literatur auskennen, den meinen Kegelbruder (wenn ich einen hätte) würde ich nicht nach Büchern befragen

„Frage 2
4x im Jahr liegt der ZEIT das Literaturmagazin bei, in dem die wichtigsten Neuerscheinungen vorgestellt werden. Kennen Sie das ZEIT-Literaturmagazin?
Ja
Nein “

Hier fehlt die Antwort: Interessiert mich auch nicht!

„Frage 3
Wie viele Bücher lesen Sie durchschnittlich pro Jahr?
0 – 5 Bücher
6 – 10 Bücher
11 – 15 Bücher
Mehr als 15 Bücher “

Das ist brav vom Börsenverein abgeschrieben, sagt aber nix.

Was heißt lesen? Welche Art von Literatur ist gemeint?

„Frage 3
Verschenken Sie gerne Bücher an Freunde und Familie?
Ja, ich verschenke sehr häufig Bücher.
Ja, aber eher selten.
Nein, Bücher finde ich als Geschenk unpassend. “

Hier fehlt auch wieder eine Differenzierung:

Welche Bücher? Zu welchen Gelegenheiten?

Ich frage mich also, warum hat ein Verlag der behauptet Inhalte zu haben so eine schwachsinnige Umfrage nötig? Die auch noch ungefragt an Jedermann verteilt wird?

Nun Ja, Weihachten steht wohl vor der Türe und so ein Abo wäre doch sicher ein Weihnachtsgeschenk … und wer so dumm ist bei Frage 3 Ja an zu wählen, dem ist weiterer Spam sicher!

Ich kann nur sagen: Behaltet euer Altpapier und eure Schauerromane und verschont mich zukünftig mit eurem Spam.

Null Acht Fünfzehn

„Der Welt gehen die Zufallszahlen aus.“ Schreibt das SZ-Magazin.

Es geht hier aber nicht um zufällig erzeugte Musik sondern um Zahlen die z.B. zur Verschlüsserlung von Emails verwendet werden.

„Wenn die Zahlen eben doch nicht zufällig sind, kann ein Computer die Codes knacken“. Bei Music for Piano hatten wir ja in Halberstadt diskutiert, ob der Musik das Papier anzuhören ist. Also ob die Art des Papieres einen hörbaren Einfluss auf den Klang hat. Ich gehe mal davon aus, dass es so ist. Für Music of Change hat Cage vielleicht 30.000 Zufallsoperationen benötigt, in Halberstadt bei unseren Music for Piano Experimenten waren es vielleicht 100 Operationen, die einen schon eine gute Halbestunde beschäftigen konnten. Leider konnte Cage in den 50 – 70er Jahren nicht auf die Zufallszahlen des Verteidigungsministeriums zurück greifen »Das Buch A Million Random Digits« ist heute ein Sammlerstück

Heute experimentiert man mit Lichtquanten „so schaffen sie fast sechs Milliarden Zufallszahlen in der Sekunde. Eine millionenteure Geschäftsidee?»Nein wir stellen die Zahlen im Internet umsonst zur Verfügung« sagt Thomas Symul … »Unser Prinzip basiert ja nur auf der Annahme, dass Quantenmechanik wirklich unzusammenhängende Bewegungen hervorbringt.«“ Falls ein Computer auch in diesen Zahlen eine Regelmäßigkeit feststellen würde, wäre das eine Sensation, da dann eine der wesentlichen Grundannahmen der Quantenmechanik in Frage gestellt sein könnte.

Cage hätte mit den Zahlen jedenfalls 2.000 mal pro Sekunde Musik of Change produzieren können, vielleicht ließe sich da was machen?

The Artist Is Present

Von John Cage wissen wir ja, das es ihm wichtig war, dass die Anwesenheit des Puplikums für seine Arbeit wichtig ist. Zum Beispiel in seinen Ansichten zu Aufnahmen von seinen Werken (vergleiche Silence).

Noch eindrucksvoller bringt das Marina Abramović nicht nur in ihrer MoMa Ausstellung „The Artist Is Present“ die schon vor zwei Jahren war und über 850.000 Zuschauer anlockte. Es wir ab 25. Novmber 2012 in die Kinos kommen.

Aus ihrem Manifest (übersetzt von mir):

„1. Die Beziehung des Künstlers zum Leben
– Ein Künstler sollte sich selbst oder andere nicht belügen.
– Ein Künstler sollte keine  Ideen von anderen Künstlern stehlen
– Ein Künstler sollte weder für sich selbst noch für den Kunstmarkt Kompromisse machen.
– Ein Künstler sollte keine anderen Menschen töten.
– Ein Künstler sollte sich nicht zu einem Idol machen
– Ein Künstler sollte sich nicht zu einem Idol machen
– Ein Künstler sollte sich nicht zu einem Idol machen


8. Die Beziehung des Künstlers zur Selbstkontrolle:
– Ein Künstler sollte sein Leben nicht selbst kontrollieren
– Ein Künstler sollte seine Arbeit vollständig selbst kontrollieren
– Ein Künstler sollte seine Arbeit vollständig selbst kontrollieren
– Ein Künstler sollte seine Arbeit vollständig selbst kontrollieren


10. Die Beziehung des Künstlers zu Symbolen:
– Ein Künstler erschafft seine eigene Symbole
– Symbole sind eine Sprache des Künstlers
– Diese Sprache muss dann übersetzt werden.
– Manchmal ist es schwierig, den Schlüssel zu finden
– Manchmal ist es schwierig, den Schlüssel zu finden
– Manchmal ist es schwierig, den Schlüssel zu finden

11. Die Beziehung des Künstlers zum Schweigen:
– Ein Künstler muss, die Stille verstehen
– Ein Künstler muss einen Raum der Stille schaffen um arbeiten zu können
– Stille ist wie eine Insel inmitten eines stürmischen Ozeans
– Stille ist wie eine Insel inmitten eines stürmischen Ozeans
– Stille ist wie eine Insel inmitten eines stürmischen Ozeans

12. Die Beziehung des Künstlers zur Einsamkeit:
– Ein Künstler muss lange Einsamkeiten erleben
– Einsamkeit ist äußerst wichtig
– Weg von zu Hause
– Weg vom Studio
– Weg von der Familie
– Weg von den Freunden
– Ein Künstler sollte für längere Zeit an Wasserfällen gewesen sein.
– Ein Künstler sollte für längere Zeit auf explodierenden Vulkanen gewesen sein.
– Ein Künstler sollte längere Zeit auf auf schnell laufenden Flüsse blicken.
– Ein Künstler sollte längere Zeit auf den Horizont blicken, dort hin wo sich Meer und Himmel treffen
– Ein Künstler sollte längere Zeit auf die Sterne am Nachthimmel blicken

13. Die Beziehung des Künstlers zur seiner Arbeit:
– Ein Künstler vermeidet es jeden Tag ins Studio zugehen
– Ein Künstler sollte seine Arbeitszeit nicht, wie ein Bankangestellter einteilen
– Ein Künstler sollte das Leben erforschen und seine Arbeit funktioniert nur, wenn die Ideen im Traum oder während des Tages als Vision zu ihm kommen, so dass er überrascht wird
– Ein Künstler sollte sich nicht wiederholen
– Ein Künstler sollte nicht überproduzieren
– Ein Künstler sollte seine eigene Kunst-Verschmutzung vermeiden.
– Ein Künstler sollte seine eigene Kunst-Verschmutzung vermeiden.
– Ein Künstler sollte seine eigene Kunst-Verschmutzung vermeiden.

14. Der Besitz des Künstler:
– Buddhistische Mönche weisen darauf hin, dass es am besten ist, neun Dinge zu besitzen:
1 Gewand für den Sommer
1 Gewand für den Winter
1 Paar Schuhe
1 Bettelschale um Lebensmittel zu erbetteln
1 Moskitonetz
1 Gebetbuch
1 Sonnenschirm
1 Matte zum schlafen
1 eine Brille wenn sie nötig ist
– Ein Künstler sollte sich selbst für minimalen persönlichen Besitz entscheiden
– Ein Künstler sollte mehr und mehr von weniger und weniger haben.
– Ein Künstler sollte mehr und mehr von weniger und weniger haben.
– Ein Künstler sollte mehr und mehr von weniger und weniger haben.


18. Verschiedene Beerdigungsszenarien:
– Ein Künstler sollte Anweisungen für seine Beerdigung  geben, so dass alles abläuft, wie er es will
– Die Beerdigung ist das letzte Kunstwerk des Künstlers bevor er geht
– Die Beerdigung ist das letzte Kunstwerk des Künstlers bevor er geht
– Die Beerdigung ist das letzte Kunstwerk des Künstlers bevor er geht“

Nichts Tun tut gut

Obwohl ich in letzter Zeit von „Der Zeit“ regelrecht zugespammt werde, in dem sie mir ab bieten: mein Deutsch zu verbessern mit irgendwelchem zusammengeklaubten Firleffanz, Frechheit! Will ich hier mal ZEITWISSEN zitieren.

Im Ratgeber „Was wir noch lernen können“ gibt es einen Artikel mit dem Titel „Nichts tun tut gut“.

Danach hat Mary Helen Immordino-Yang (was für eine Name) von der University of Southern California  die Forschung zum Thema Nichtstun in einem Übersichtsartikel zusammengefasst.

„Die Psychologin kritisiert vor allem, dass Kinder im Schulunterricht oft permanent gefordert werden. Sie schlägt vor, an Schulen stattdessen ganz ofiziell Introspektion zu lehren, also wie man seinen Blick nach innen richtet.“

Ich kenne da einen guten Lehrer für das Fach (leider schon vor 20 Jahren verstorben) gut geeignet dafür wäre auch Marina Abramović leider hab ich das erst jetzt entdeckt (aber der Film kommt im November in die Kinos). Marina beschäftigt mich schon fast solange wie John Cage. Sie taucht immer wieder in meinem Leben auf (leider nicht real) und sie ist tatsächlich auch eine große Performansleherin (auch wenn ich nicht gerne mein Leben aufs Spiel setze). Sehenswert ist auch die „Ehrungsrede“ SCAD deFINE ART 2011. „Manifesto: … 11. An artist’s relation to silence:
– An artist has to understand silence
– An artist has to create a space for silence to enter his work
– Silence is like an island in the middle of a turbulent ocean (2 x wiederholt)“

ZEIT meint: „Wer öfter mal Pause macht und die Gedanken schweifen lässt ode sich in Tagträumen verliert, kann Dinge, mit deneme es sich davorbeschäftigt hat, besser abspeichern. Schüler waren in Tests erfolgreicher und motivierter, wenn sie mehr Pausen machen durften. Langfristig lerne man demnach sogar mehr, wenn man nicht ständig lerne, argumentiert die Psychologin. Träumer waren außerdem zufriedener mit sich.“

Vielleicht ist das das Geheimnis von John Cage, wen wir ihn als zufriedene in sich ruhende Person wahrnehmen.

Spam Gaga

Es zahlt sich offensichtlich für Spamer aus, wenn berühmte Filmleute zitiert wurden allen möglichen Müll als Komentar zu hinterlassen. Mit falschen Facebook-IDs und irgendwelchen mailadressen …

Ist das nun das neue Graffiti im Internet? Das neue „Gonzo was here“?

Ich hab den Spam entfernt, weil mir die Stelle für Hoax mit der unten zitierten Email geantwortet hat. Das kann bedeuten, dass der Spamboot auch erkennt wenn Teile der Nachrichten irgendwo auf der Seite erscheinen.

Ich werde die Texte cagemäßig bearbeiten und als Bilder hier reinstellen.

 

„Kommentar-Spam in Blogs ist auch nicht neu – meist enthaelt er jedoch einen Link. Spam-Kommentare ohne Links koennten dem Zweck dienen erstmal zu testen, ob die Kommentare veroeffentlicht werden. Falls ja, wuerden die Spammer weitermachen und auch Links posten. Vermutlich wird das automatisiert durch Scripte erledigt, die alle Blogs abklappern, die sie finden koennen (indem sie Links in Blogs folgen, etwa einer Blogroll).

Denkbar waere natuerlich auch, dass es sich um eine Art Kunstprojekt handelt und nicht um kommerziellen Spam. Graffiti werden ja z.T. auch als Kunst angesehen, andere sehen sie nur als Schmierereien.

Denkbar waere auch, dass jemand versucht Blogs, die ihm nicht passen, durch Kommentar-Spam zuzumuellen, damit die Blogger ihre Taetigkeit entnervt einstellen oder so beschaeftigt werden, dass sie keine Zeit (oder Lust) mehr haben Blog-Postings zu schreiben. Oder keiner mehr Lust hat, Kommentare abzugeben, weil sie in der Spam-Flut untergehen.

Genaueres weis ich aber auch nicht dazu – ist nicht so mein Thema. Ich bin ohnehin der Ansicht, mit Spam sollte mensch so wenig Zeit wie moeglich vergeuden. Weitgehende Ignoranz scheint mir die angemessene Antwort auf Spam zu sein.“

Kirschblüten – Haiku – Doris Dörrie

Gedanken zu »“Mein Traummann hat … ein großes Herz“ ein Gespräch mit Doris Dörrie«

aus „Süddeutsche Zeitung Magazin Nr. 41. 12. Oktober 2012
Darf’s ein bisschen Er sein?
Ein »Traummann«: Was soll das überhaupt sein?“

Doris Dörrie, 11 Jahre älter als ich, hat in ihrem Leben so ziemlich alles erreicht wovon ich immer nur träumen konnte. Sie ist eine Alphafrau und das heißt (oberflächlich, aus der Sicht dessen was man so über sie weiß), es ist nicht viel schief gegangen in ihrem Leben. Sie könnte für das Klischee eines Genies herhalten.

Der Film „Männer“ macht sie über Nacht berühmt, Siegerin eines Brigitte Schreibwettbewerb (=Bettina-von-Arnim-Preis, 1 aus 3000 Einsendungen), sie ist Professorin an der Filmhochschule … es fällt schwer so einen Lebenslauf nicht mit Neid zu betrachten. Nein, mein Leben verlief ganz anders, weniger geradlinig und ich bin wohl noch immer auf der Suche.

Doch könnte man ihre Geschichte auch anders lesen. Sie war 38 als das Sterben ihres Mannes begann (sie hat es in dem Film „Kirschblüten – Hanami“ poetisch verarbeitet):

„Die wirklich entsetzliche Erfahrung in dieser Zeit war das komplette Verbot von Zukunft. Angst und Hoffnung sind zwei Folterknechte. Wenn man hofft, kommt gleich die Angst hinterher und sagt: nein, nein. Das zermürbt und setzt einen außerstande, dem anderen zu helfen, weil man keine Kraft mehr hat. Man muss sich radikal befreien von Angst und Hoffnung.

SZ: Kann man sich das so antrainieren?

Musste ich. Sonst wäre ich aus dem Fenster gesprungen. Ich konnte vor Angst stellenweise nicht mehr atmen. Aber ich hatte eine kleine Tochter zu versorgen und meinem Mann zu helfen. Ich konnte nicht ausfallen. Und ich habe erfahren, wie man dem Augenblick die Chance gibt, schmerzfrei zu sein oder vielleicht sogar glücklich. Was einem immer bleibt, ist die Gegenwart“.

Allein ein kleiner Beigeschmack der eigenen Wehmut bleibt mir bei all dem fremden Leid, das ich hier nur erahnen kann: Das ist schon wieder großes Kino. Wenn ich an das Leid denke das ich erfahren musste, muss ich immer an den Satz von Goethe denken den Konstantin Wecker mir immer wieder um die Ohren haut(e):

„Alles geben die Götter, die unendlichen,
Ihren Lieblingen ganz,
Alle Freuden, die unendlichen,
Alle Schmerzen, die unendlichen, ganz.“

Und das heißt, ich bin kein Götterliebling! Oder hab ich es nur noch nicht verstanden? Bei Doris Dörrie ist es klar, Olymp und Hades, die Läuterung im Fegefeuer der Todeserfahrung (die ja immer die Erfahrung des Todes anderer sein muss. Den eigenen Tod können wir nur einmal erfahren und da bleibt die Frage ob man das Erfahrung nennen kann). Ganz klassisch, großes Kino, ganz klar ein Genie, so sind wir konditioniert.

Und deshalb sage ich: Der Nobelpreis ist die Fortführung des Dynamit mit anderen Mitteln! Denkmäler brauchen Platz.

Was ist aber, wenn das Leid sich langsam auf die Seele legt, wenn man die Erfahrung von ständigen Schmerzen hat, wenn man immer wieder anläuft und scheitert, weil man nicht verstanden hat?
Oder weil man Schonhaltungen entwickelt hat, kleinen Hilfen die einem das Leben erleichtern sollen und die sich nun als Bumerang erweisen. Alphatiere verwenden gerne den Ausdruck Triefnasen und Ähnliches, für all diejenigen, die bei der Lotterie des Sozialdarwinismus leider frühzeitig ausgeschieden sind. Für den Alpha zählt nur der Alpha (solange er einem nicht gefährlich werden kann. Gott sei Dank gibt es ja viele Disziplinen, da tut man sich nicht weh). „Ein Genie kann nur von einem Genie beurteilt werden“ schwadronierte schon Thomas Mann.

Nach diesem Prinzip des Leistungssports ist unser ganzes Bildungswesen ausgelegt und volkswirtschaftlich mag dies in Ordnung sein. Aber ist es auch moralisch in Ordnung?

Nein, ich habe auch keine Lösung dafür, aber ich teile die Enttäuschung die Wilhelm Rotthaus in „Kindheit in einer gewandelten Welt“ formuliert: „ich bin enttäuscht darüber, zu wie wenig Kooperation und Teamarbeit die meisten Schulabgänger in der Lage sind“. (Die Doppeldeutigkeit seines Buchtitels „Wozu erziehen?“ fällt Pädagogen nie auf, sie fühlen sich vorsorglich immer angegriffen und haben damit immer recht (schon wieder doppeldeutig!)).

Interessant sind Dörries Gedanken zum Thema Rollenaufteilung:

„… gesellschaftlich sind wir immer noch festgefahren in Rollenvorstellungen … Da bewegen wir uns sogar rückwärts.

SZ: Wie erklären Sie sich das?

Mit Angst. Mit ökonomischer Angst. Angst vor wirtschaftlichem Rückschritt. Die hat viele in alte Muster zurückkatapultiert. Wenn man Angst hat, wird man spießig, altmodisch.“

Vielleicht ist es das wogegen John Cage so vehement anrannte? Allerdings ist diese Spießigkeit ja in uns angelegt worden, durch das Schulsystem und das Vorbild unserer Eltern. Aber Doris Dörrie findet noch eine interessante Pointe:

„SZ: Heißt das, die Unabhängigkeit der Frau funktioniert nur in wirtschaftlich guten Zeiten?

Ja und drüber reden wir auch schon ewig. Wir sind ökonomisch sehr anfällig, wenn das große Geld weiter Männerangelegenheit ist.“

Hier möchte ich allerdings entschieden widersprechen, den hier wird „Männerangelegenheit“ mit „Alphamännerangelegenheit“ gleich gesetzt und das klingt mir zu sehr nach EMMAzipation, also „weg mit den Aphamännern unsere Alphamädchen können das besser“, hier wäre ich versucht mit Cage „keine Regierung ist die beste Regierung“ zu rufen, wenn ich, als Chaosforscher nicht wüsste das auch das nicht funktioniert.

Das ist genau das Problem. Denn wir leben in einem Land, das die „große Führerlösung“ ja eigentlich schon durch hat. Und in dem Entscheidungsträger (was für ein Wort), wie ein gewisser Herr Hundt ihre mangelnde Phantasie auch noch als Weisheit verkaufen dürfen: „Ich kann mir nicht vorstellen, wie man mit weniger (Arbeitszeit, Geld, Wachstum was auch immer), seine Aufgeben erfüllen kann“. Diese mangelnde Kreativität wird als Tugend hingestellt.

Der klassische Alpha (und auch die Alphafrauen wie Doris Dörrie) fand eine Universum vor, in dem er immer nur groß siegen durfte (und selten klein verlieren, also da wo es nicht wirklich weh tat). Es fehlt ihm die Ahnung des „kleinen Todes“, des immer Zweiter, Dritter oder Zehnter zu sein. Sie nennen das „die ewigen Verlierer“.

Dabei ist es die Regel nicht Erster zu sein, sein zu müssen. Es ist nicht normal immer recht behalten zu müssen, aber wir halten das für normal. Das ist die tödliche Sprengkraft der Nobel- und sonstigen Preise.

Und die der Spitzenpositionen in Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und leider auch der Kunst. Dass die Alphas uns trotzdem manchmal was zu sagen haben beweist Doris Dörrie

„SZ: Was machen Sie gerne mit ihrem Mann?

Ach wir gucken so viel in der Weltgeschichte rum – da sitzen wir zur Abwechslung am liebsten auf der Couch und machen nix“.

Das ist für den Normalbürger vielleicht schon wieder nicht nach vollziehbar, da ihn leicht das Gefühl beschleichen kann, sowieso NIX zu machen (er weis nicht wovon er schweigt). Die SZ fragt auch gleich nach:

„SZ: Können Sie das: einfach gar nichts machen?

Sehr gut. Es gibt ein japanisches Haiku, das geht so:

‚Still sitzend, nichts tuend

der Frühling kommt, und das Gras

wächst von alleine‘

Die lustige Sinnlosigkeit scheint mir zu kurz zu kommen. Sinnloses Zusammensein wird abgeschafft: endloses Mittagessen in Frankreich, stundenlang Rumliegen nachmittags in Spanien. Wenn wir es nicht mehr schaffen, sinnlos miteinander Zeit zu verbringen, entfallen auch viele Möglichkeiten der Liebe“.

Das ist schön gesagt.
Was ich bei Cage gelernt habe: ist „das beredte Schweigen“, wenn ich weiß von was ich schweige, dann verliert das Nichts seinen Schrecken. Das Sinnlose erhält eine Bedeutung, die sich von der ökonomischen Bedeutung ablöst, das ist Emanzipation. Wir erfüllen einander keine Funktionen, der Traum vom Traumpartner verliert an Macht. Lässt uns nicht mehr nach Selbstoptimierung streben, die uns in die Lage versetzen soll die Liebe auch zu verdienen.

Verdienen können wir nur das Potential. Geld steht für das Potentielle, es besitzt selber überhaupt keinen Wert. Es ist das Nichts, das erst Bedeutung erhält wenn ich weiß wovon ich Schweige. Ich weiß nicht ob ich es mit Doris Dörrie wirklich als „sinnlos“ bezeichne möchte, aus der Psychologie ließe sich ja der Sinn des Sinnlosen als notwendige Erholungsphasen ableiten und nahtlos ins Optimierungsgeschehen einfügen („die schönsten Tage im Jahr“ wie die Tourismusindustrie den „Urlaub“ nennt).

Aber der Sinn der dahinter steht, nämlich: Gegenwart die nur auf-sich-selbst-bezogen ist, ist das größte Geschenk das es gibt. Hier wird Zeit nicht totgeschlagen sondern gelebt. So wie man Liebe lebt in dem einfachen Satz: Es ist schön dass es dich gibt.

Cage drückt das aus in dem Satz: «Es interessiert mich nicht, Musik zu schreiben, bei der ich das Ergebnis von vornherein kenne»

Doris Dörrie gibt uns dazu noch auf den Weg: „Wenn man sich ständig in der Zukunft aufhält, verpasst man die Gegenwart. Jede Form von Traum bedeutet eine Enttäuschung für die Gegenwart. Ich versuche zu schauen: Was entdecke ich in dieser Gegenwart? Das halte ich für erstrebenswert und das versuche ich auch zu üben.“