Geistige Mutterschaft

Späterstens seit Giorgio Vasari sein „Le Vite“ veröffentlicht ist der Fokus beim beurteilen von Schöpfungsakten bei der Geistigen Vaterschaft hängen geblieben: Das Geniale Genie vollbringt einen genialen Schöpferischen Akt, analog dem Liebesakt.

Doch schon Einstein wird gerne zitiert: 1% Inspiration und 99% Transpiration

Transpirieren lassen wir gern die Andere, nämlich die Mutter.

Cage hat dies nicht unbedingt geändert, aber er gab der geistigen Mutterschaft mehr Gewicht.

Die geistige Mutter interpretiert, setzt um recherchiert, hält fest, baut auf und verwirft, sie gibt dem schöpferischen Gedanken seine Form.

Natürlich ist es wichtig, nicht in die alten Zeiten zu verfallen, in denen Mütter grundsätzlich nur eine untergeordnete Rolle spielten und genau so sollten wir bei „geistiger Mutterschaft“ nicht nur an Frauen denken, obwohl wir ja heute auch eine Urheberinnen kennen (seltsamerweise gibt es viel seltener Täterinnen – Frauen bekennen sich anscheinend nicht gerne zu ihren Taten?!)

Ein Beispiel mag Karl Valentin sein, der gerne (zu gerne) improvisierte und deshalb Liesl Karstadt dazu nötigte seine Szenen auf zuschreiben. Mann hat die Idee und Frau schreib sie in mühevoller Arbeit nieder.

Bei Cage gibt es viele Stücke die dem Interpreten die Kompositionsarbeit übertragen. Cage bleibt zwar der Vater, aber sein Beitrag nimmt die selbe Dimension ein, die der Beitrag eines Mannes bei der geschlechtlichen Zeugung hat und da wird auch heute noch (trotz Namensrechtsreform) üblicherweise das Kind nach dem Vater benannt.

Vielleicht auch weil der Name des Vaters oft bedeutender ist als der der Mutter (der Interpreten)?

Dies wurde ja von den Feministinnen schon mal stark kritisiert (warum gibt James Joyce das Tagebuch seiner Frau unter seinem Namen heraus (auch wenn es zunächst so klingt als wäre das eine „Mutteridee“ die Vateridee ist hier: Mach ein Buch daraus), warum werden die Mitarbeiterinnen von Projekten bei denen „Ready Mades“ (Marcel Duchamp) gesammelt wurden (fleißige Sekretärinnen schreiben auf, was der „Autor“ einen Tag lang im Fernsehen gesehen hat und werden dann nicht mal erwähnt) usw.

Bei Csikszentmihalyi findet sich sogar die These, dass es durchaus sein kann, dass in 100 Jahren niemand mehr Shakespeare gut findet, weil seine Stücke frauenfeindlich sind und das dann niemand mehr tolerieren wird … (diese Gedanken haben mich auf die Idee zur Universellen Qualitätsformel gebracht) und vielleicht wird die geistige Vaterschaft zu dieser Zeit ebenfalls keine wichtige Rolle mehr spielen (?!?), wir werden es nicht mehr erleben, aber sein könnte es doch.

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