Kreativität – 31.08.2012

Die SZ hat es heute im Feuilleton: Fetisch Kreativität, wie die Kreativität zur Selbstausbeutung beiträgt und so zu Adornos Alptraum wird.

„Kein Begriff ist heute ein mächtigeres Heilsversprechen“, man könnte das alles ignorieren, ist das Feuilleton doch die Inkarnation der intellektuellen Bedeutungslosigkeit. Aber Interessant ist die Auswahl der Bücher die hier vorgestellt werden.

1. Kreativität ist das Mittel zum Wahnsinn – das Amerikanische Spiel in perfektion: wer am Ende des Lebens am meisten erreicht hat, hat gewonnen. Irgend ein Herr Lois gibt uns 120 Tipps z.B. meint die SZ: „Wer auf der Suche danach [Big Idea] am Ende eines Tages nicht ausgebrannt ist, ist für Lois ein Faulpelz und wenn man, wenn also DU! nict in der Lage bist, deine kreativen Ideen leidenschaftlich und kurz zu vermitteln – VERGISS ES! Grüble niemas über Fehler. Verkaufe deine Arbeit mit dem Selbstbewusstsein eines Zehn-Millionen-Dollar-Juwelendiebs“.

Woh, kreativ ist also, wer Wertvolles klaut oder etwas als Wertvoll deklariet, egal ob es das ist … kreativ ist nicht nach zudenken wofür, seinen Schlaf zu opfern Lois schläft noch weniger als Goethe und überschwemmt unser Leben mit … Nichts

„Wenn du also 20 bist und 80 wirst und täglich nur eine halbe Stunde weniger schläfst, könntest du zweieinhalb Jahre länger wacht und produktiv sein als deine dösende Konkurenz!“. Wach und produktiv ist also das selbe und wir sind nur das Produkt unserer Kreativität. Wachkoma des kreativen Wahnsinns und was entsteht? Und dahinter nichts

2. „Man fröstelt etwas bei der Lektüre, da passt es sehr gut, dass auch noch ein anderes Buch zum Theam erscheien ist.“ Aha, ein deutsche Kultursoziologe sagt uns was wir denken sollen „Die Grundsätzliche Haltung der Untersuchung sei die eines ‚Schwankens zwischen Faszination und Distanz‘. Wo bei selbstverständlich die Distanz gewinnt, wie es sich für eine ordentliche deutsche Kulturkritik gehört.“ … „die Verwandlung dieser alten, ja auch emanzipatorischen Hoffnungen in einem Kreativitätsimperativ neuartige Zwänge eines Aktivismus permanenter ästhetische Inovationen mit sich gebracht hat und eine zwanghafte Zerstreuung des subjektiven Aufmerksamkeit im unentlichen, niemals befriedigenden Zyklus kreativer Akte“. Ich werde also eine kreative Akte anlegen. Das Schaffen, der Eros, das Begehren des Entbehrten … der kreative Akt … ist als unbefriedigend definiert, da sich das Begehren des Entbehrten in dem Moment in Nichts auflöst in dem das Entbehrte erreicht wurde, oh Augenblick verweile doch …

Der Besitz des Nichts. Das Schaffen als Akt kann nicht gespeichert werden, es muss immer wieder getan werden und wird es zum alleinigen Prinzip erhoben muss es zwangsläufig zu Selbstausbeutung führen. Doch auch hier gibt es keine Antwort auf die Frage wozu?

Lois ist im eigenen Wahn gefangen und der Soziologe moniert den Wahn, was ist daran interessant? Wenn überhaupt vermutlich nur das Detail.

Interessant ist z.B. „Die Ablösung des Ingenieurs als Idealtypus der Berufswelt der Fünfziger- und Sechzigerjahre“ und “ ‚Inzwischen denken alle, sie seien Rebellen einer Gegenkultur, Aufständische gegen das wahre Establishment, das immer irgednwo anders ist.‘ Diese Haltung dominiert an den besten Universitäten des Landes, in den Vorstandsetagen der großen Konzerne und sogar in den Fernsestudios, in denen in Havard oder Standfort ausgebildete Moderatoren gegen die Herrschenden wetterten.“

Im Leben von Cage spielte sein Vater immer wieder ein wichtig Rolle, der Ingenieur beauftragte ihn immer wieder mit Rechercheaufträgen und trug so zu einem Lebensunterhalt bei. Die Vorherschaft der Naturwissenschaftlichen Denkweise (so wie heute eine Vorherrschaft der Neurowissenschaft also einer Post-Naturwissenschaft) und seine reduzierte Ursache-Wirkung-Denkweise mag für Cage eine wichtige Gegenposition gewesen sein. Gleichzeitig war er ein kreativer Erfinder wie es auch Schönberg formuliert hat (der damit wohl auch ausdrückte, das er Cage nicht für einen Komponisten hielt).

Gleichzeitig misstraute er wohl auch der Rebellenhaltung seiner Zeit, den der Rebell will ja nur die alte Herrschaft durch seine ersetzen. Der Rebell ist ein Besserwisser. Wer Zen praktiziert erkennt, das er nicht(s) weis, das widerspricht sich und doch scheint Zen ein rebellisches Element zu sein, da es jeglich Form Wissens in Frage stellt. Was weis ich?

3. „Neben dem diktatorischen und dem ideologiekritischen Ansatz gibt es allerdings noch einen dritten Weg – den therapeutischen.“

Das Buch „Imagin“ (erscheint im September) von einem gewissen Lehrer (ein Name ein Programm), „Leher erzählt mit großem Aufwand viele schöne Anekdoten, aber findet doch nur ein paar Banalitäten: Kreativität breche sich da Bahn, wo Menschen aufeinanderträfen.“ „Jede Art von Ideenbildung hat ihre Zeit“. „Leher übrigens hat im Juli seine Stelle als Autor des New Yorker geräumt, weil er zugeben musste, für die amerikanische Orginalausgabe von ‚Imagin‘ Zitat von Bob Dylan erfunden zu haben. Muss man ja auch erst mal draufkommen.“ Was ist Therapie? Ein schön erfundene Kindheit …

Es zeigt sich hier wieder der Kulturdarwnismus, wer etwas produziert das provoziert wird promoviert

(Pro·mo·ti·on die
1. das akademische Verfahren, das zur Verleihung des Doktorgrades führt (zu dem man eine Dissertation schreiben und ein Rigorosum ablegen muss)
2. Schule: die Versetzung in die nächste Klasse
3. Sport: das Vorrücken in die nächsthöhere Wettkampfklasse)

und promotet

Aber ist das alles, was es zum therapeutischen Ansatz zu sagen gibt? Wir haben hier z.B. die Psychosynergetik (nach Dietmar Hansch) oder das alt bekannte Buch „Der Weg des Künstlers“ (Julia Cameron). Aber auch Cage kann therapeutische wirken (na was hätte ich jetzt sonst sagen sollen?), wie?

Historisch war die Arbeit von Cage ein Weg aus dem Gefängnis, in das die neue Musik seit (oder nach) Schönberg geraten war. Eine serielle Technik, in der scheinbar Alles von der Konstruktion durch den Komponisten abhing und die dem Kreativitäts- und Schöpfungswahn masieven vorschub leistete. In der Kunst muss alles immer Neu sein, eine gewisse Schöpfungstiefe haben usw. Das führt zu Rechercheblockaden, die früher einfach wegen mangelnder Recherchemöglichkeiten ausgefallen sind. Der Künstler hat soviel mit der rezeption des alten und tradierten zu tun um nur ja seine Zeit nicht mit dem zufälligen kopieren (also dem erzeugen von vermeintlich neuen, dass sich dann aber als Kopie (eines dem Künstler während des Scxhaffens garnicht bekannten) anderen Kunstwerkes herausstellt.

Unsere lieben Kritiker und Feuilletonisten verkaufen uns ihre Kunstkritik und vorallem den Vorwurf kopiert zu haben oder nicht orginell, kreativ, inspiriert gewesen zu sein mit dem „Selbstbewusstsein eines Zehn-Millionen-Dollar-Juwelendiebs“. Brecht nannte sie ja deshalb auch Eunuchen. In diesem Bild gesprochen ist das kreative Tun eines Künstlers nichts anders als ein Zeugungsakt, der erst dann funktioniert wenn man in tut, trotz Aids, Moralität und der Frage was daran kreativ sein soll (wenn man etwas tut, das schon seit Jahrmillionen so funktioniert).

So verstanden ist die Aufführung von 4’33“ in jedem Fall ein kreativer Akt und ob dabei Musik herauskommt oder nur Philosophie ist eine kleingeistige Frage, das sollen die Feuilletonisten unter sich aus machen.

 

Warum ist MENSA-Essen immer so ungesund?

Diese Frage ist für Insider MENSA ist etwas anders als Mensa. In den Studentenkantinen wird ja nun hoffentlich mittlerweile gesund gekocht. Bei MENSA hingegen gibt es anscheinend einen Einkaufskodex der sagt „Hauptsache billig“, vielleicht kommt das daher, dass man seine grauen Zellen für anders benötigt … aber es ist ja tatsächlich schwer abzuschätzen wieviel Verpflegung so ein Seminarteilnehmer verbraucht. Und wie bei vielen Kreativen ist die Zeitspanne zwischen „erkennen des Hunger“ und dem „Kurz vor dem Verhungern“ stehen sehr knapp, das reicht gerade für einen Anruf beim Pizzasevice …

Maktobiotische Ernährung ist ja auch keine Lösung …

—-

Frage: Sobald sich für Dich eine neue Idee einstellt, die frühere Antworten in den Schatten stellt, „Mit welchen Fragen hätte ich schon eher auf diese Idee kommen können ?“

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