Organ²/ASLSP – Halberstadt

Nach dem ich erst um 15:30 in Bayreuth aufbrechen konnte, kam ich gerade rechtzeitig zum Konzert im Dom. Der wirklich sehr schön ist. Das relativ enge Kirchenschiff ragt hoch empor in grauem Stein. Schöne Skulpturen die mich ein wenig an spanische Gotik erinnert haben (oder portugiesische, vergl. mosteiro dos jéronimos).

Wie auch schon bei „Sonatas and Interludes“ war auch hier der Live-Eindruck überwältigend. Das Stück war auf 71 min angelegt und es gab auch ein paar „Längen“, also Stellen an denen ich auf die Uhr blickte um zu sehen wie viel Zeit vergangen war.

Christoph Bossert schaffte es aber den Raum zu füllen und ich hatte öfter Lust mal aufzustehen und umher zu gehen. Dass ich es nicht getan habe lag an der meditativen Stille die nur einmal, in der längsten Pause, durch ein Handyklingeln „gestört“ wurde. Das Schlagen der Glocke oder eine Polizeisirene hatten nicht diesen Effekt. Mir fällt dazu ein Satz ein, den meine Frau einmal sagte (zu einem fiependen Toaster), „Die Geräte nehmen sich heutzutage viel zu wichtig“. Was störte war diese Wichtigkeit mit der das Handy seinem Besitzer anzeigte, hallo hier bin ich, wenn du mich nicht hättest, wüsstest du jetzt nicht … was kann denn jetzt gerade so wichtig sein?

Der zweite Grund für mein sitzen bleiben war der interessante Eindruck den die Klangbrechungen an meinem Platz machten. Es entstanden Interferenzen, die ich in der Burchardikirche der Möglichkeit im Raum umher zugehen zugeschrieben habe.

Alles in allem eine gelungene Aufführung

Nach der Aufführung bin ich einfach mit dem „Pulk“ mitgegangen und habe mich bei Hern Neugebauer vorgestellt. Ich saß dann am Tisch mit Fumi Kitamura, Hwa-Kyung Yim deren Aufführung von Jan Meßtorffs „ewig ephemer“ ich leider nicht mit bekommen habe, neben dem Komponisten saß auch noch sein Lehrer Jörg Birkenkötter (der Mann von Hwa-Kyung) am Tisch. Ausserdem links von mir Frau Ute Schalz-Laurenze und Herr Prof. Nico Schalz.

Ich wurde gut aufgenommen und mir gefiel besonders das Gespräch mit Hwa-Kyung, da sie nicht nur aus einem anderen Kulturkreis zu erzählen wusste, sondern auch ein breites Wissen an klassischer Musik (nicht nur Klavierliteratur) hat. Natürlich kam das Thema auch auf Wagner und da fand ich ihre Ansicht sehr nahe bei meiner. Ich würde es so ausdrücken: man merkt Wagner seinen Charakter an und der ist … Also ich hätte ihm nicht begegnen wollen. Und es ist anscheinend auch die unglaubliche Freiheit (bei gleichzeitiger Disziplin, die ja doch auch eine Rolle spielt, also keine Ektase haben will) die John Cage so einzigartig macht. Hwa-Kyung, meine auch das man bei den Nachahmern merkt, dass ein Langer Ton nichts bedeutet sondern eben Nachahmung ist. Sie schlug dabei den Bogen zu Isadora Duncan, die auch gesagt haben soll, meine Bewegungen sind meine Bewegungen man merkt es den Nachahmern an, dass es nicht ihre Bewegungen sind. Als Bausch-Fan schlug ich gleich den Bogen zu Pina (und meine eigene Erfahrung mit ML bei der Studiobühne. Wie Pina hat uns ML auch „unsere Bewegungen“ finden lassen, noch mal vielen Dank dafür).

Es war ein sehr schöner Abend mit sehr anregenden Menschen, ich hoffe dass dies nun so weiter geht …

Schreibe einen Kommentar