Orchesterkonzert – Halberstadt

Unter dem Titel „Cage plus Freude“ gab es abends noch ein Orchesterkonzert mit dem Nordharzer Städtebundtheater unter der Leitung von Johannes Rieger

John Cage (*1912) mit „Atlas Eclipticalis“ der Aufführung wurde die „Rede an eine Orchester“ vorangestellt (vorgetragen von Johannes Rieger) „Wer über etwas lacht, könnte seines eigenen Zentrums verlustig gehen“ heißt es da. Cage hat die Rede nach leidvollen Erfahrungen mit einigen Orchestern verfasst.

Einigen Musikern war ihre ablehnende Haltung dem Stück gegenüber schon anzumerken. Ich kannte „Atlas Eclipticalis“ nur von einer Aufnahme mit Flöten, von der sowohl meine ältere Tochter als auch meine Frau sagten: „Was ist das für schöne Musik“. Die Orchesterversion empfand ich als nicht annähernd so angenehm, deshalb will ich auch über die Komposition von Hope Lee (*1953) gar nicht viel sagen „Secret of the Seven Stars“ nach Motiven aus der Offenbarung des Johanes für Akkordeon, Schlagzeug und Orchester, konnte mich trotz der beeindruckenden Leistung der Solisten nicht überzeugen (vielleicht das Problem das Dieter Schnebel meinte, als er vom Partiturstudium sprach, „dann kann mich die Interpretation nicht ärgern“). Die Arbeit von Johannes Rieger will ich damit aber auf keinen Fall schmälern und es ist nicht hoch genug zu loben, das so ein Orchester überhaupt „solche Musik“ spielt.

Schwer beeindruck hingegen hat mich die Arbeit von Clemens K. Thomas (*1992), der sich für die in Halberstadt prämierte Komposition ein Moto von John Cage zu eigen machte „If something ist boring after to minutes, try it four. If still boring, then eight. Then sixteen, Then thirty-two. Eventually on discovers that it is not boring at all.“ Er setzte seine Ideen mit großem Humor und Selbstironie, aber auch mit handwerklichem Geschick um. Einzig das „Solo der beiden Schlagzeuger“ nahm etwas viel Aufmerksamkeit in Anspruch (das hätte Cage missfallen, wenn man seiner „Rede an ein Orchester“ glauben darf). Die beiden hatten den Auftrag per Los (Stein, Schere, Papier) aus zu wählen wer spielen darf um dann wie Georg Kreislers Triangelspieler entweder Bing zu machen oder einen Ton auf dem Vibraslap zu spielen. Das ganze geriet immer mehr zu einem Schauspiel.

Spannend war die Idee das Orchester im Raum zu verteilen (die Sitzordnung wurde das ganze Konzert über beibehalten)

Die Holzbläser saßen in den Ecken und spielten es slow as possible (was ihnen scheinbar nicht immer leicht fiel) und der Dirigent hatte viele Abschnitte zu zählen, die über Fragen bestimmt wurden, wie: „wie alt sind sie? Kragenweite, alter des Hundes in Hundejahren? Wie viel Wein oder Hähnchen haben sie im letzten Jahr konsumiert? Wie viele Dirigentenstäbe haben sie im Laufe ihrer Karriere zerbrochen? Wie oft er seinen Teller nicht auf gegessen habe und wie oft darauf schlechtes Wetter gefolgt ist? usw.

Ich hatte nach dem Konzert Gelegenheit mich mit Clemens zu unterhalten (am Tisch war wieder Arthur Schneiter und seine bezaubernde Frau), er ist ein sehr beeindruckender Mensch und ich wünsche ihm alles Gute für seine weiteren Ideen. Man wünscht ihm, dass „er es schaffen“ soll, weil es so sympathisch und unaufgeregt ist.

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