Archiv 2011

Ich kämpfe mit der Form des Blog,

den anders als in Foren ist der Blog nie aktuell sondern immer nur neu, d.h. man kann nicht erkennen welchen Strang ich bearbeite, es sei den ich würde immer alles in den neuesten Eintrag kopieren. Bei der Cage-Walk-Aktion mag so eine chronologische Vorgehensweise ja noch passen, bei der Vorbereitung finde ich es eher störend.

Ich versuche daher hier ein Archiv einzurichten.

Wie es genau aussehen wird? Keine Ahnung, Eigentlich müsste hier das Blog-Gerümpel rein und in den Blog nur das Aktuelle. Ich stelle fest, dass mir eine Foren-Software oder eine Wiki lieber wäre, hier würde die Chronologie automatisch laufen und das Aktuelle immer aktuell sein.

Hier also der Versuch eines Archiv.

==01.08.2011==

Cage Walk – Was ist das? 

Wenn man im Internet die Begriffe Cage und Walk zusammen sucht, erhält man unter anderem den Treffer „John Cage – Water Walk“ ein Musikvideo bei youtube. Denn obwohl Cage in seinem Stück  0′00″ , es den darstellenden Künstlern freistellt, welche Aktionen sie während des Stückes durchführen, ist die Verbindung von „Pilgerreise“ und Cage nicht unmittelbar aus seinem Werk abzuleiten.

Dennoch ist der Weg des Zen sehr gut mit einer „spirituellen Wanderung“ vereinbar. Und auch die Umstände des Walk, geplante Zufälle, Unabwägbarkeiten (Unabwegbar = es muss der Weg begangen werden und kann nicht im Vorhinein schon als richtig oder falsch abgewogen werden.)

Cage ist ein Zumutung! Und doch als ich 1989 bei Ulrich Dibelius das erste mal von Cage hörte (kurz zuvor hatte ich mich mit Zen beschäftigt, sonst wäre es wohl nicht verständlich) und dann bei den „zufälligen Begegnungen“ mit seinen Werken (besonders 1992, kurz vor seinem Tod bei der genialen Cage-Ausstellung und Konzertserie in der „Neuen Pinakothek“ in München), war es als hörte ich etwas „befreiend bedeutsames“ das mich inne halten ließ.

Cage schein nichts zu wollen (und das ist ja die Intention seiner Kompositionstechnik) und doch fordert er „Alles“ – d.h. er kann nur verstanden werden, wenn man sich beim ören ganz auf ihn einlässt, im hier und jetzt, ohne Geschichte, ohne Planung für die Zukunte.

In derjüngsten Zeit scheint mir das am Besten in der Aufnahme von Four Five im Essl Museum Aufnahme entzückt mich immer wieder (obwohl die Cage-Kenner jetzt wahrscheinlich aufstöhnen, Cage darf nicht auf genommen werden! Er selber meinte aber, als ihn jemand fragte „Warum geben sie ihre Werke auf Platte heraus, sie wettern doch dauern gegen Plattenaufnehmen“, „Das Leben ist voller Widersprüche, das macht mir aber nichts aus, im Gegenteil“)

Wichtig wäre noch zu erwähnen, das Cage die Zufallsmethoden nicht auf seinen Alltag angewendet hat, es gibt Methoden um zu Komponieren und es gibt Methoden um einen kleinen Fisch zu braten, beide sollten wir nicht verwechseln.

Deshalb ist der Cage-Walk auch ein Kunst-Projekt und keine Lebensaufgabe.

 

==03.08.2011==

===Kategorien===

Cage – ein Leben – ein Käfig

In dieser Kategorie möchte ich über Cage schreiben und meine Gedanken zu seinem Lebenslauf, vor allem an Hand der Biographie „Tosende Stille“, Quellen aus dem Internet und Gesprächen mit Cage-Kennern

 

Cage-Walk – sonstige Aktionen

Hier soll stehen was sonst noch passiert. Was sich ergibt. An Begegnungen und Ideen.

 

Der Schriftstellergeselle – Vom Schreiben 

Der Blog ist ein Schreibprojekt, was bewegt den Schriftstellergeselle vor, während und nach der Walz?

 

Die Pilgerreise – Walk 

Eindrücke von der Vorbereitung, der Wanderung und den Nachwehen, einer langen Wanderung.

 

Bewegendes – Was mich bewegt

ML schrieb mir in ihr Buch über Bayreuth, als Widmung: „Sei bewegt, sei bewegend, bewege uns“, hier soll alles stehen das sonst nicht unterkommt, meine Gedanken zu dem Walk, dem Universum und dem ganzen Rest …

 

==06.08.2011==

Nichi nichi kore ko nichi

oder wie Cage zitiert: „Jeder Tag ist ein schöner Tag“

Als Sokrates von einem Schüler gefragt wurde: „Soll ich heiraten“ antwortete er „was immer du tust, du wirst es bereuen“.

Die Zen-Philosophie erscheint mir sympatischer. Sehen wir vor lauter Haare die Suppe nicht mehr?

Ist das „Alt-Europa“ (Luhmann)?

Jedenfalls ist es sehr spannend über die Biographie einen „neuen Zugang“ zu Cage zu finden.

 

Schwach anfangen und dann stark nachlassen

Ich hab dem Blog erstmal eine Pause gegönnt.

Und gestern war ein Klangwechsel in Halberstadt (siehe auch „Die Zeit“), der nächste ist schon im Juli 2012, leider bin ich momentan nicht so mobil – oder gehört das Luft holen dazu?

Die Orgel in Halberstadt, hat erst mal 3 Jahre lang nur Luft geholt, weil Organ²/ASLSP mit einer langen Pause beginnt und nun sind schon 10 Jahre um.

Pause am beginn, das ist ungewohnt und macht ein schlechtes Gewissen, man hat doch noch gar nichts geleistet. Doch wie kann überhaupt etwas entstehen?

„Ich habe nichts zu sagen und ich sage es und das ist Poesie wie ich sie brauche. Dies Stück ist gegliedert. Wir brauchen nicht diese Stille zu fürchten. – wir könnten sie lieben“ (vergleiche Nichi nichi kore ko nichi)

Aber warum fürchten wir sie dann?

Was ist so fürchterlich an der Zufallsmusik, die sich nicht erinnern lässt?

Ich muss zugeben ich habe schon bei Vexasions Schwierigkeiten mich an die genauen Töne zu erinnern … liegt das am 13er Takt, an meiner mangelnden Musikalität oder am Können von Satie? Doch damit bleibt und ist Satie ein „Künstler“ alter Schule.

Man kann so gar beziffern wir alt … 1550 hat Giorgio Vasari sein „Le Vite“ veröffentlicht und damit (heißt es, z.B. in der SZ) das Künstlergenie geschaffen haben, eine Tat die bis heute nach wirkt.

Denn in unseren Köpfen wimmelt es von Genies! Und ich bin ja nicht frei von der Vorstellung, trotz meinen mangelnden Anlagen, „dereinst als Genie“ erkannt werden zu wollen.

Cage war ein Genie, war Cage ein Genie?

Jandl von dem auch die Übersetzung der obigen Zitate von Lectures on Nothing stammte, dichtete „John Cage is a sage“ – ein Weise, ja und ein Genie wohl auch, aber eben schon in einem anderen Sinne als dies in der Episode nach Vasari, anders als Bach, Mozart, Beethoven, Wagner, Strauß, Stravinsky, Ravel, Debussy, Boulez …

nicht so anders als Eric Satie und Karl Valentin, liegt das daran, das wir zwar Mozart sagen, aber meist Karl Valentin oder Eric Satie (Cage und Satie gibt es auch ohne Vornamen, aber meist heißt es doch John Cage, vielleicht auch wegen seinem Googel-Konkurenten Nicolas Cage?)

Was könnte stimmiger sein als ein flüchtiges, weil akustisches Denkmal für Cage, mit seiner Aufführungsdauer von 639 Jahren

 

Auch sonst von mäßigem Verstand

Cage spaltet die Gemüter und besonders die intelligenten Kritiker scheitern an einem Problem das schon die Taoisten beschrieben, Bei Alan Watts** steht in „Der Lauf des Wassers“ sinngemäß: Ich wollte ihn lehren und er hatte viel Verstand, also glaubte ich wir könnten schnell Fortschritte machen. Doch ich musste ihn lange unterrichten, bis er lernte los zu lassen und dann noch länger bis er ein Gefäß wurde (ich kann das später mal raussuchen)

Also ist es nicht immer und nicht für alle Begebenheiten von Vorteil „Geist zu besitzen“, also intelligent zu sein – Cage ist so eine Begebenheit

* Das Zitat in der Überschrift stammt von Ludwig Thoma, selber Jurist und geht vollständig so: „Er war ein 1er Jurist und auch sonst von mäßigem Verstand“, in der Gegenwart von Juristen sollte man es sich besser verkneifen

** Alan Watts war persönlich mit Cage bekannt, sie mochten sich aber nicht besonders, was wohl auch daran lag, das Cage in seiner Jugend die Idee hatte Geistlicher zu werden und zum Zen kam und Watts über die Beschäftigung mit allen Religionen (besonders auch dem Taoismus) wieder zum Christentum zurück kehrte. Das Thema Cage und Glauben ist ein eigenes Thema

In der Wikipedia wird Watts so zitiert: „Die Unfähigkeit, die mystische Erfahrung als solche anzuerkennen, ist mehr als eine intellektuelle Beschränkung. Mangel an Bewusstsein der grundlegenden Einheit von Organismus und Umwelt ist eine ernsthafte und gefährliche Halluzination. Denn in einer Zivilisation, die mit immenser technologischer Macht ausgestattet ist, führt die Entfremdung zwischen Mensch und Natur zur Anwendung von Technologie in einer feindseligen Geisteshaltung – zur „Eroberung“ der Natur anstelle einer intelligenten Kooperation mit ihr.“

Das illustriert das eben Geschriebene find ich ganz gut.

Ich hatte mal Gelegenheit Chung-Liang al Huang (Co Autor von „Der Lauf des Wassers“) bei einem Seminar kennen zulernen, mein Eindruck war, dass die Lehren die dieses Buch, wie ich finde, sehr eingängig vermittelt, von seinen Autoren wieder vergessen wurde.

Das Buch hat mich jedenfalls über Jahre hinweg vom Zen entfernt und erst über Cage findet nun eine langsame Annäherung statt.

 

Haiku 

Pause

Am Anfang Pause

Der erste Eindruck findet nicht statt

Fehlinterpretation

 

1000 Gedanken und wieder mal kein Blog zur Hand

wie Nebelschwaden

die Gedanken sehen nichts

Nichs als Nebelhaut

 

Fremdung – Entfremdnug – Verfremdung

Aus der Fremde leben

Wie Jandl im Konjunktiv reden

Sich selbst ein Fremder

 

Was die Stille fordert ist, dass ich weiter rede 

Die Stille ist keine Schöpfung, sie ist maximal das Ziel von Schöpfung und ihre Vorraussetzung. Der Schöpfer tut was die Stille fordert. Seine Geschöpfe, seine Kreation ist nicht sein Eigentum, sie sind das Ergebnis der Schöpferkraft, des Eros, der Bogen ist gespannt, das Ziel ist fixiert, das äußerste Begehren des Entbehrten, und doch muss der Schütze los lassen um sein Ziel zu treffen. Der Pfeil findet sein Ziel, nur wenn Schöpferkraft (Eros) und Loslassen (Agape, siehe Comte-Sponville) zusammen wirken, zusammen ihre Wirkung entfalten. Wer morgens nicht zerknittert ist hat tagsüber keine Entfaltungsmöglichkeiten, oder nur unter äußerster Anspannung

 

So kommt der Mensch auf den Weg, das Feuer der Leidenschaft, schafft absichtslose Erfüllung der Bestimmung, die nicht (wie manche verirrte Biologen meinen) von den Genen bestimmt wird, sondern nichts tut als zu erfüllen was gefordert ist – von der Stille

 

Blogen im geheimen 

Der Blog ist da

Erfordert Stille, für die Erzeugung meiner Gedanken, die online gestellt, auf sich selbst gestellt sind. Vielleicht hunderte von Menschen weit, vielleicht hunderte von Jahren lang – der Schöpfer kann es nicht wissen und schon morgen kann ein Datencrash den Server leer fegen

 

Vom Zufall

Fussball – unsere tägliche Unvorhersagbarkeit gib uns heute

Lotto – auf das wir endlich reich werden

Immer dann wenn es Spannend werden soll ist der Zufall willkommen.

Doch wenn wir Entspannung erwarten, welchen Sinn hätte den Kunst?

Wir dürfen von einem Künstler doch erwarten, das sein Werk nicht dem Zufall entstammt.

Unseren täglichen Schöpfer gib uns heute – und der Künstler ist nach seinem Ebenbild erschaffen

Cage glaubte nicht an Gott, zumindest sagte er das, doch mir erscheint es, als ging es Cage bei dem Thema wie Augustinus mit der Zeit: Wenn du mich nicht fragst, weis ich es, doch wenn du mich fragst kann ich es dir nicht sagen

Wenn du mich nicht fragst weis ich das es (k)einen Gott gibt, doch wenn du mich fragst…

Ich halte diese Frage für entscheidend aber nicht für entscheidbar.