ASLSP – Bedeutung

David Revill hat auf meine Nachfrage geschrieben, dass ihm John bei einem Gespräch erzählte ASLSP sei das Akronym für As Softly, Long and Slowly as Possible (siehe „Tosende Stille” S 375).

„Es war im Jahre 1985, er hatte gerade die geprüfte Kopie der Edition Peters Ausgabe bekommen und zeigte sie mir, während wir eine Wakame Suppe (Meersalgen) asen.

Er sagte, dass der Titel gebildet wurde wie die Unsinnssilben im letzten Abschnitt von „Finnegans Wake”, z.B. wie Lsp! Lpf! Lps.
Er erklärte mir, das dies die Bedeutung wäre, die Information kommt also von einem Gespräch und nicht aus einem veröffentlichten Interview.
Das ist auch der Grund warum ich es nicht mit einer Fußnote versehen habe. Ich wollte den Text nicht so überladen.“
(„Tosende Stille” S 415): „Alle im folgenden nicht nachgewiesenen Zitat stammen aus Interviews und Gesprächen, die der Autor mit John Cage oder Freunden und Kollegen führte.“

David in der Orginalnachricht: „Since this information comes from a discussion rather than from a published interview, that is why there is no reference at the end of my book to explain its origin. I explain in the English edition that “Interviews and discussions between the author and …Cage or his associates are not credited here” („The Roaring Thunder“ p. 305) – I thought it would make the text less ‘heavy”.“

Fragen von David Revill

Fragen von David Revill (Autor der Cage-Biographie „Tosende Stille“) an den Cage-Walk

(Die Fragen wurden per Zufall aus einem Fragenpool ausgewählt und es wurde ebenfalls per Zufall festgelegt wie viele Worte die Antwort enthalten darf. Die Englische Version muss noch bearbeitet werden)

 

Welche Bedeutung hat die Persönlichkeit von Cage für sein Werk?

Zumindest in dem Willen sich der eigenen Vorlieben und Abneigungen zu entledigen zeigt sich die Persönlichkeit von Cage. Oft ist den Werken aber gar nicht anzumerken mit wie viel Fleiß und Akribie sie entstanden sind. Cage war ein fröhliches Arbeitstier, aber für ihn war „seine Musik“ ein Genuss und Ausdruck seiner Persönlichkeit.

Warum tut sich die Gegenwart mit dem Zeitgenössischen so schwer?

Zuhörer haben leise zu sein, heißt es, aber dein Herz schlägt weiter.

Ist die Kunst von Cage eine Ästhetik der Gleichgültigkeit?

Ich glauben, dass die Ästhetik von John Cage sehr klassische ist. Oberflächlich betrachtet klingen viele Stücke von ihm neu und unerhört. Und das ob wohl sie zum Teil über sechzig Jahre alt sind. Bei genauerem Betrachten sind seine Arbeiten konservativ, oft möchten sie den Einfluss der Medien auf die Musik rückgängig machen. Für Cage war es kein Widerspruch dabei auf eben diese Medien zu zugreifen. Nicht immer ist sein Protest dabei so humorig, wie bei Water Walk, wo er, als im verboten wurde die in der Partitur vorgesehenen Radios einzuschalten, sie einfach vom Tisch warf.

Welche Orte waren noch wichtig in Cages Leben?

Neben New York, Stony Point und Santa Monica waren wohl auch Orte wie Paris, Donaueschingen und Darmstadt wichtige Stationen in seinem Leben. Große Wirkung hatte auch sein Aufenthalt am Black Montain Collage und ich denke viele seiner Eindrücke hat er einfach unterwegs aufgenommen.

Welche Bedeutung hat Water walk für dich?

Mir gefällt es wie John auf der Bühne agiert

Gibt es so etwas wie Werktreue in Cages Werk?

Oh ja! Werktreu wird er aufgeführt, wenn man sich selber treu ist und nicht wie Dieter Schnebel es ausdrückte „beim Zufall mogelt“. Man muss bereit sein sich überraschen zu lassen, auch bei scheinbar harmlosen oder überflüssigen Stücken wie 4‘33‘‘. Cage will nicht das man den Witz umzingelt, sondern er will Überraschung.

Welche Bedeutung hatte die Bekanntschaft von Cage und Ono/Lennon?

Auch hier wissen wir nicht was Legende und was Wahrheit ist. Lennon soll mal irritiert gewesen sein, weil so ein Typ vor seiner Wohnung stand und fragte ob es nicht auch ein bisschen leiser ginge. Gewöhnlich wollten die Leute mehr von ihm hören. Vermutlich stimmt aber die Geschichte, dass Cage durch Yoko Ono zur Makrobiotik bekehrt wurde.

Was sagt Cage über die Nichtexistenz des Nichts, der Stille?

Es ist unklar ob wir Cage alles glauben sollen, es wurde berichtet, dass die Episode im schalltoten Raum, nicht so nach vollzogen werden kann, wie von Cage beschrieben. Am Beispiel des Nichts sehen wir aber, dass die „Tatsachen“ unerheblich sind.

Wo lässt sich der Geist von Cage am ehesten erleben?

Genau genommen lässt sich der Geist von John Cage überall erleben. Das wichtigste Instrument dazu ist der eigene Geist. Doch vieles wird klarer wenn man gute Interpreten seine Werke spielen hört.  Ich kann ja leider keine Partituren lesen, vielleicht genügt das den Eingeweihten auch. John Cage Wallfahrtsstätten könnten New York und Halberstadt sein. In New York hören wir den Verkehr, so ähnlich wie damals und in Halberstadt lässt sich die philosophische Dimension erahnen, die dem Werk von Cage zu Grunde liegt. Vielleicht: Wir können Nichts besitzen und dann ist alles Poesie.

Ist die Stille bei Cage echte Stille?

Stille ist Nichts. Das kann nicht sein, solange wir leben. Doch was nach dem Tod kommt weis niemand. Also frage ich mich: Was ist Stille?

Welche Bedeutung hat Living room musik für dich?

Living room music ist eines meiner Lieblingsstücke von Cage. Es ist nicht so aufdringlich wie Schnebels „Bauernscene“ und in der Interpretation von Karlheinz Essl, hier wird sehr zurückhaltend „geschauspielert“ und das tut dem Stück gut. Bei diesem Stück habe ich auch zum ersten mal den „Jeder-Mensch-Künstler“ gespürt, es war mir als säße ich mit beim „Buchbinderorchester“ und aus Spielfreude und Interesse beginnen plötzlich alle Gegenstände zu klingen. Ich finde hier ist John Cage fast physikalisch präsent. Ein Gleicher unter Gleichen und Alle sind eifrig bemüht Klang zu erzeugen.

Welche Bedeutung hat das Wissen von Cage über Pilze für sein Werk?

Barbara Sher spricht von Scannern und Tauchern. Die Taucher tauchen in ein Fachgebiet (oder nach einander in mehrere) so tief, das sie dort alles über das kleinste Detail wissen. Da es vielen bei seiner Musik schwerfällt in Cage einen Taucher zu sehen, kann uns sein Wissen über Pilze Auskunft über seinen Charakter geben. Da die Natur dem Zufall unterliegt hat er vielleicht auch Anregungen für einzelne Werke direkt aus der Pilzkunde bekommen. Vielleicht bei „Child of tree“, sicher jedoch beim Pilz Haiku.

Konnte Cage immer loslassen?

Cage hatte Übung im Loslassen. Aber besonders privat scheint er einige Schwierigkeiten damit gehabt zu haben. Die Scheidung von seiner Frau löste wohl eine Lebenskriese bei ihm aus und erst dann beschäftigte er sich mit Zen. Auch hier ist also kein Meister vom Himmel gefallen. Cage war sehr treu und Treue ist eine der wichtigsten menschlichen Tugenden.

 Warum haben diese Personen für dich etwas mit Cage zutun?

Es gibt eine lange Reihe von Personen die etwas mit ihm zu tun haben. Zuerst fällt mir immer Beuys ein und seine Performances. Mit Joseph Beuys verbindet John Cage die Haltung „jeder Mensch ist ein Künstler“ (aber es muss nicht alles Kunst sein was ein Künstler tut), ich denke eines der am meisten missverstandenen Zitate der Kunstgeschichte. Boulece und Stockhausen mal sehen was von denen übrig bleibt.

 Wie ist das Verhalten der Cage Erben zu interpretieren, die w.g. 4’33“ klagten und recht bekamen?

Wahrscheinlich handelte es sich bei dieser Geschichte um eine Art PR-Gag des Musikers. Aber im Patentrecht wäre es tatsächlich so (im Urheberrecht wohl auch, wie der „Streit“ nahe legt), dass mit der Komposition von 4‘33‘‘ jede alleinstehende Pause die als Musikstück aufgeführt wird, geschützt wäre. Denn obwohl die Zeitvorgabe meist peinlich genau eingehalten wird, hat Cage zu dem Stück geschrieben, dass jede beliebige Einteilung und Zeitvorgabe möglich ist. Aber anscheinend macht die volle Freiheit den meisten Menschen arge Probleme.

Ist Zen noch Zeitgemäß?

Es gibt keine

Laufen, ist normal

Hier eine Interessante Sendung zum Thema Laufen auf Arte

„Jeden Tag 9 -15 km Laufen ist normal, auf einem Stuhl zu hocken ist nicht normal“

Ich merke jedenfalls, das das Blogen mich körperlich belastet hat. Die Schmerzen sind beim Laufen vergangen … es ist also richtig und wichtig für mich den Cage-Walk wirklich durch zuführen. Der Zeitpunkt ist noch offen.

 

Wege

Ein Haiku von Waldemar Graser das mich sehr bewegt:

 

Ich ging so viele

Wege und jetzt sehe ich:

es war nur einer.

Freie Auswahl – Bremen

Unter dem Motto Freie Auswahl gibt es im November ein Festival in Bremen vo der Projektgruppe Neue Musik

Da gibt es auch Cage zu hören

Am 15. November gibt es einen Tag an der Hochschule für Künste Bremen

Mit Werken von Cage

im Rahmen des Symposium: Dialoge zwischen den Künsten

Start ist 13:45 im Foyer 1. Stock

Um 19:30 gibt es dann ein Konzert mit HPSCHD (in der Bearbeitung von Lejaren Hiller)

(aus einem Flyer; Infos zur Projektgruppe Neue Musik)

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Freie Auswahl – 17. Festival für zeitgenössische Musik Bremen

18.11.2012 (18:00) Bremen, Sendesaal PGNM

Andreas Dohmen: infra. für 5 Stimmen (2008)

Iris ter Schiphorst: Studien zu Figuren, Serie A für 7 verstärkte Stimmen und Sampler (2009/2011)

John Cage: Variations II. Version für Klavier und Elektronik von Sebastian Berweck (1961)

Christoph Ogiermann: inner empire, teil 1: sie verpassten alle tiere. Versuche für 6 Vokalsolisten, Verstärkung und Zuspiel (2011)

 

Neue Vocalsolisten Stuttgart

Iris ter Schiphorst, Klangregie

Sebastian Berweck, Klavier

Christoph Ogiermann, Klangregie

Sebastian Schottke, Klangregie

 

Die Harzreise (per Auto)

Auf dem Nachhauseweg bin ich nicht über die Autobahn gefahren sondern durch den Harz.

Auf der Suche nach Blicken und Einblicken die mir hinweise auf meine Wanderstrecke geben.

Es entstanden einige Fotos (noch ist der Film nicht voll … altmodisch und langsam)

Spannend war zu erleben, das die Strecke zwischen Nordhausen, Sondershausen und dem wunderschönen Mühlhausen sehr ansprechend aussieht. Von dort nach Eisenach rentiert es sich wohl durch den Hainich zu gehen (Biosphärenreservat und Weltnatrerbe), es war sehr angenehm, diesen weisen Fleck auf meiner Landkarte mit so ansprechender Landschaft füllen zu können.

Bei Eisenach bin ich dann auf die Autobahn und hoffe nächstes Jahr zu fuss hier vorbei kommen zu können.

Nachtgedanken – Halberstadt

Nach der Geburtstagsfeier, die wegen des am Sonntag stattfindenen Gottesdienst relativ früh geendet hat, hab ich noch ein Gespräch angefangen, mit einem der Dozenten, ich bin dann einem Impuls folgend mit ihm bis vor sein Hotel gelaufen, ob wohl der Gesprächsverlauf für mich nicht sehr angenehm verlief.

Ausgehend von der Klangerzeugung kamen wir schnell auf die Frage „Warum gehe ich überhaupt auf die Bühne?“ und der berühmten Aussage „Ich muss etwas zu sagen haben“ die mir immer wieder begegnet und die in (scheinbarem) Widerspruch zu dem Motto dieses Blog steht. Den ich denke mir immer, wenn ein Schriftsteller behauptet (z.B. von Georg M. Oswald mal im Radio vertreten) er hätte Antworten oder er hätte etwa zu sagen. Das klingt für mich überaus dumm, denn ich kann sagen, ich habe etwas erlebt und etwas entdeckt, aber Antworten? Oder etwas zusagen … das klingt für mich nach der Macht des Alphatieres, das seine großen Weisheiten verkündet und passt überhaupt nicht zu Cage (aber häufig zu seinen Gegnern) …

Der Musiker sagte ein paar Dinge, die für mich nun tatsächlich ein Schlüssel zu dieser Frage sein könnte: „Es geht nicht um Geld, da wo etwas berührt, geht es nicht um Geld“ und damit also auch nicht um Macht. „Wer etwas tut und davon erfüllt ist, der landet auf der Bühne, nicht um dort zu sein, sondern als Folge seines Tuns“, dies passt zu den Aussagen bei dem Mittelalter Vortrag der Auftritt, das auf der Bühne sein gehört zum Wesen der Beschäftigung, es entsteht aus dem Material … ob ich es nun wie Duchamp zu Zucker raffiniere und ein Virtuose werde oder ob ich mich von der offenen Wahrnehmung von John Cage tragen lasse (so wie es mir mal mit einem Afrikanischen Chor erging, als wir fertig waren, habe ich mit dem Publikum das klatschen angefangen, bis ich wieder wusste, das ich auf der Bühne steh … Trance … oder die Erfahung mit Jim Dvoraks Free improvisation Kurs).

Ich verstehe es nun so, das Schreiben und mein Ringen um Erkenntnis ist wahrhaftig. Was ich zu sagen habe ist kein Rechtsanwaltsgeschwätz (Hauptsache in der Verhandlung gut dastehen) wie bei Georg M. Oswald, der jede vorläufige Erkenntnis zu einer Antwort hochstilisiert oder seltsam verkorkstes Intellektuellengewäsch wie bei Roger Willemsen („Innerlichkeit bei einem Reiseschriftsteller, der betont, das er es sei der etwas sieht, dient nur als Mastrubationgrund für das eigene Ich“. Das ist kognitive Mastrubation par excellence, wie die Darwkin-Atheisten merkt er nicht mal mehr, das er im eigenen System gefangen ist und glaubt sich über die Unterscheidung die er trifft stellen zu können … die für mich höchste Form der Dummheit), sondern der Versuch meine Eindrück und Erlebnisse einzuordnern in ein größeres Ganzes (falls es das gibt), man kann mir beim Ringen um Worte zusehen … und das ist es was ich auch bei anderen Schriftstellern liebe (und bei „Großschriftstellern“ (Steigerung von Großsprechern) wie Thomas Mann oder Günter Grass verabscheue. Das ich sie trotzdem kenne, hat mit dem Funken Wahrheit zu tun der sich trotz aller Großsprecherattitüde in ihren Werken (bei Grass in dem einen Werk das er geschrieben hat, „Die Blechtrommel“) findet).

Aber wie sagte doch mal eine besonders kluge Dame in einem Forum, „Wer schon bei der Rechtschreibkontrolle durchfällt“, nun ja: Ich habe eben Nichts zu sagen …

Happy Birthday, dear John – Halberstadt

Mein letztes Konzert in Halberstadt, war als Geburtstagsfeier angekündigt mit dem Titel „Cage plus Improvisatin“ die Meisterhaft vor geführt wurde von Klavier-Duo Monica und Carl-Axel Dominique (aus Schweden). Ob es Cage gefallen hätte?

Improvisation war ja nicht so sein Ding, auch nicht wenn sie so viertuos vorgetragen wurde wie von den beiden Vollblutmusikern (u.a. war auch diese Orsa Polska zu hören). Es waren aber auch Stücke von anderen zu hören, z.B. Erik Satie – Gymnopédie No. 1 (leider auch etwas verjazzt) und natürlich auch von John Cage (das sie den grandios interpretieren können hatten sie ja schon am Nachmittag gezeigt).

Das Repertoir der Beiden ist scheinbar unerschöpflich und es machte Spaß zu zusehen, wie die vier Hände immer wieder unter und übereinender herglitten, grandios.

Zum Abschluss waren noch mal Arthur Schneites Klangsteine zu hören, begleitet vom Klavierduo.

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Im Anschluss habe ich mich mit Dr. Harriett  Watts unterhalten, warum so wenig Text zu hören war und habe Ernst Jandls und Eugen Gomringers Lesungen bei de Cage-Retrospektive in München (1991) erwähnt. Sie sagte, das sie Jandl damals in Texas getroffen hatte und auch einige seiner Texte ins Englische Übersetzte, trotzdem meinte sie müsse man Cage auf Englisch hören und das können dann doch zu wenige. Schade das bei diesem Festival in den Bereichen Literatur und Tanz sowenig geboten wurde, ich hätte es mir gewünscht, da es für mich auch zu John Cage gehört.

Cage und Mittelalter – Halberstadt

Das letzte größere Set (vor meiner Abreise) lief unter dem Motto: Cage plus mittelalterliche Musik der Heideklöster, Tanz und Neue Werke

The Sound of Silence: Aus dem Inneren

Nach den einstimmenden Worten der „resignierten“ Alt-Äptissin des Klosters Isenhagen in der Lüneburger Heide (die Äptissin war verhindert weil der Bischhof sich überraschend angekündigt hatte, eigenwilliges Timing …) gabe es Einführungsvorträge von Ulrike Volkhardt: „Vidi angelum dei – Mittelalterliche Musik in Neurddeutschen Frauenklöstern“ und Peter Becker „Umrisse einer Musica amandi“, die viel mit dem genius loci (des Kloster St. Burchardi) zutun hatte und wenig mit Cage. Fazit „Mit dem Herzensohr hören. 4’33“ ist ‚a silent prayer‘ kein ’silenzium tazet humitas‘, wir sollten Gott nicht im Weg stehen“, na ja …

Der Vortrag von Marion Saxer wurde in Abwesenheit der Verfasserin von Ulrike Volkhardt vorgetragen, es ging darin um „Hör-Räume im Offenen“, hier ging es um die verschiedenen Formen des „Musik verstehen“:

1. Strukturelles Verständnis (Riehmann am Paradebeispiel Beethoven) wird die Struktur verstanden ist es schön

2. Mitfühlen (Romantik), hier auch der scheiternde Künstler und das Missverstanden werden. Dazu auch Kandinsky: In Kauf nehmen unverstanden zu sein

3. John During: Kunst als Erfahrung auch des nicht Intendierten „Es entsteht aus dem Material“ -> Duchamp, „Kunst als unabgeschlossener Rohzustand der wie Melasse zu reinem Zucker raffiniert werden muss“ dieser Prozess benötigt den interaktiven Zuhörer (vergl. Makrobiotik -> Zucker als Gift und Dreiundzwanzig über das Raffinierte)

4. John Cage: Die offene Wahrnehmung inszenieren, das Hören ist entscheidend, die Aufmerksamkeit wird auf die Aufmerksamkeit gelenkt … es gibt kein Abschließendes Resultat: Happy new ears!

Alles in allem sehr interessante Vorträge, aber nicht sonderlich erhellend was John Cage angeht. Ulrike Volkhardt ist nicht nur Wissenschaftlerin, sodern auch Musikerin und so konnten wie sie am frühen Abend Openair mit ihrer Schols und Ensemble „devotio moderna“ (aus Hannover) hören.

Openair – Halberstadt

Ulrike Volkhardt ist nicht nur Wissenschaftlerin, sodern auch Musikerin und so konnten wie sie am frühen Abend Openair mit ihrer Schola und Ensemble „devotio moderna“ (aus Hannover) hören, teilweise begleitet von der Tanzdarbietung von Nadia Kevan, als schwarzgewandete Allegorie der Zeit (so hätte ich es interpretiert). Schön, dass wenigstens dieser kleine Beitrag zum Thema Tanz zu sehen war, das hätte ich bei einem Cage-Fest öfter erwartet.Das Ensembel spielt u.a. mit Rekonstruktionen von Mittelalterlichen Instrumenten. Sehr beeindruckend der Schellenbaum mit einzelnen Glocken in Kinderkopfgröße (siehe Link).

Eingeleutet wurde das Ganze mit Rekonstruktionen von Handglocken, die ihren Kirchturmschwestern nicht nach standen. Eine der Glocken wurde von Dr. Harriett Watts aus dem Vorstand der John-Cage-Orgelstiftung bediehnt, was sichtlich anstrengend war. Der Einzug der Schola sollte wohl dem Einzug de Nonnen nach empfunden sein, hier wäre ein Besuch in der Benediktinerinnen-Abtei Frauenwörth im Chiemsee sicher mal eine gute Schule, wobei ich nicht weis wie weit man religiöse Rituale auf die Bühne bringen sollte, aber wenn schon Einzug dann richtig!

Die Schola sang sehr schön (laut Programm besteht sie aus „geübten und ungeübten“ Stimmen, wie in den Klöstern … hm, wie gesagt mal in ein echtes Kloster gehen wäre mal nicht falsch), besonders die Cantrix Ricarda Buttkus ist mir in Erinnerung geblieben, aber auch das excellentes Spiel der Musiker um Ulrike Volkhardt. Die zahlreich erscheinenen Besucher des Openair waren sehr diszipliniert, was bei der nicht gerade einfachen Thematik „Geistliche Musik“ schon erstaunlich war.

Die beiden Modernen Stücke die in die Aufführung eingewoben waren machten das ja nicht viel besser. Die Uraufführung von Elke Swobodas „Clarum decus“ als live Performance (per Elektronik war sie vor eine paar Tagen in Isenhagen zu hören, wo sie als Composer in residence (diese Ehre kommt in Isenhagen ausschließlich weiblichen Komponisten zu) gewirkt hatte). Ich fand, allerdings, das die Flöte und die von der Elektronik erzeugten Klänge nicht so gut zusammen passten. Was vielleicht auch daran lag, das von hinten abgemischt wurde. Die Idee über „ätherisch“ wirkende Loops mit dem Nonnen-Gesang „vergangener Tage“, eine Stimmung der Einkehr zu erzeugen fand ich gut, nur das die Flöte keinen echten Zugang dazu fand.

Karin Haußmanns „Erutavit cor (2012 für das ensemble devotio moderna geschrieben, und natürlich mit Akkordeon), stellte in meinen Ohren einen argen Bruch im Ablauf da, der Sopran von Sahra Maria Sun klang gegen den Gesang der Cantrix sehr scharf und ich war froh, als am Ende des Konzerts wiede die Schola zu hören war.

Denoch ein sehr gelungenes Konzert, das zeigte, das auch „stille Musik“ openair aufgeführt werden kann … weiter so!